Presse

Pole Land in der Rheinischen Post

11. November 2015 I Rheinische Post

Immer schön bei der Stange bleiben

Oberbilk. Vor Kurzem haben drei Düsseldorfer Studentinnen ein Pole-Dance-Studio an der Kölner Straße in Oberbilk eröffnet. Unsere Autorin wagte einen Selbstversuch. Von Julia Chladek

Bitte nicht eincremen, kurze Hose, kurzes Top. Mit nicht mehr als diesen Anweisungen im Gepäck stehe ich an einem sonnigen Samstagnachmittag in einem Hinterhof an der Kölner Straße 336a und frage mich kurz noch einmal, ob meine Idee wirklich so gut ist, wie ich anfangs dachte. Dass Pole Dance seit einigen Jahren als ernsthafter Sport fernab von zwielichtigen Spelunken und lasziven Stripperinnen betrieben wird, ist mir durchaus klar. Ob ich, zwar sportlich, im Bereich Körperspannung und tänzerische Eleganz aber nicht über die Maßen talentiert, jedoch dafür geeignet bin - ist zweifelhaft.

Eine Sorge, die Pia Karaus, Trainerin der Schnupperstunde und Mitinhaberin von "Pole Land", schon lange nicht mehr quält. Seit sechs Jahren macht sie neben ihrem Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Pole Dance und wurde vor Kurzem mit ihrer Tanz- und Geschäftspartnerin Malwina Steinhoff deutsche Meisterin in der Kategorie Amateur/Double. Als der Ansturm auf ihre Kurse beim Hochschulsport kaum mehr zu bändigen war und ihre Schülerin und heutige Geschäftspartnerin Maria Mann, studierte BWLerin, plötzlich mit einem Business Plan vor der Tür stand, verwirklichten die drei ihren lange gehegten Traum und eröffneten im vergangenen Monat "Pole Land".

Kein Wunder also, dass das, was Pia nach einem kurzem Warm-Up vorne an der Stange vormacht, außerordentlich grazil aussieht: Füße auf die halbe Spitze, mit dem Oberarm an der Stange festklammern, Beine vom Boden heben und dann möglichst elegant um die Stange kreisen. Was einfach aussieht, ist in Wahrheit Knochenarbeit. Das Festhalten an der Stange erfordert viel Kraft - beim ersten Versuch rutsche ich mit den Händen sofort ab, bekomme kaum die Füße vom Boden und fühle mich erwartungsgemäß eher wie ein Sack Kartoffeln als wie eine anmutige Tänzerin.

Doch Pia erklärt mir noch einmal genau, wo und wie ich meine Arme und Hände um die Stange wickeln soll. Also dann, zweiter Versuch. Der Griff hält, die Beine lösen sich vom Boden und sogar das Drehen funktioniert. Gut, das Gefühl vom Kartoffelsack bleibt und das Festhalten an der Stange ist so anstrengend, dass es schwerfällt, den Moment zu genießen. Das findet auch Vanessa Fischer, die in Düsseldorf Jura studiert und über die Uni auf "Pole Land" aufmerksam geworden ist: "Am schwierigsten ist es, sich die Figuren dreidimensional vorzustellen - und natürlich das Festhalten an der Stange."

Aber immerhin, ein paar Sekunden drehen wir uns und bremsen dann wie geplant sogar verhältnismäßig sanft auf dem Boden. Die Füße müsse ich noch strecken, aber ansonsten sehe es schon sehr gut aus, lobt die Trainerin - na bitte, geht doch. Und da Pole Dance eigentlich kein Kraft-, sondern ein Tanzsport ist, wird die neu erlernte Figur gleich in eine Choreographie eingebaut und mit Musik untermalt.

Das funktioniert abgesehen von ein paar kleinen Taktfehlern bei allen erstaunlich gut - und macht sogar Spaß. So viel, dass sich meine Mitstreiterinnen Joy Dupré und Julia Weiher gleich im Anschluss an die Stunde für einen Kursus anmelden: Die beiden haben früher Cheerleading gemacht, sind dementsprechend prädestiniert für Pole Dance und ebenso begeistert. Und auch meine Bilanz fällt positiv aus: Ein paar blaue Flecken und rote Stellen, ein bisschen Muskelkater am nächsten Tag, aber eine tolle neue Sportart, für die ich das sicher nicht das letzte Mal in Kauf genommen habe.

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